Gesundheit und Klimawandel | Artikel | 19.09.2024
Die Übertragung von Krankheiten durch Stechmücken spielte in Deutschland bisher keine große Rolle. Durch den Klimawandel kann sich das ändern. Verschiedene, ursprünglich hier nicht heimische, Insektenarten können sich nun auch in Süd- und Mitteleuropa ansiedeln – zum Beispiel, weil ihre Embryonen im Ei bei den milder werdenden Temperaturen besser überdauern. Auf den Kontinent gelangen sie unter anderem durch Waren- und Reiseverkehr. Damit sind Risiken verbunden, die zu großen Teilen noch unterschätzt sind. Denn diese Insekten können Krankheitserreger in sich tragen, die hier bislang nicht vorkamen. So können Stechmücken zum Beispiel das West-Nil-Virus (WNV) übertragen, welches das West-Nil-Fieber auslöst.
Im Jahr 2024 haben bisher acht europäische Länder insgesamt 69 Fälle einer lokal erworbenen Infektion mit dem WNV beim Menschen gemeldet (Stand 31. Juli). Aktuell tritt das Virus eher in südlicheren Ländern wie Griechenland und Spanien auf. Aber auch eine Übertragung in nördlicheren Gebieten ist durch den Klimawandel möglich und wird immer wahrscheinlicher. In Deutschland wurde der erste Fall von WNV beim Menschen im Jahr 2019 registriert. Forschende der Universität Bayreuth haben im Projekt BayByeMos das erste Modell entwickelt, welches auf der Grundlage von Umwelt- und epidemiologischen Daten das räumliche und zeitliche Risiko einer Infektion mit dem West-Nil-Virus in Standvögeln, Zugvögeln und dem Menschen in Deutschland simuliert.
Die Modellergebnisse bilden bisherige Gebiete mit WNV-Fällen in Ostdeutschland gut ab und zeigen weitere Gebiete im Westen von Nordrhein-Westfalen, Ober- und Mittelrhein sowie einzelnen Landkreisen in Bayern auf, in denen eine Übertragung aus klimatischer Sicht von Juli bis Ende Oktober möglich wäre. Damit legen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Basis für ein Warnsystem für Krankheiten, deren Übertragung durch den Klimawandel beeinflusst wird.
Weitere Informationen finden Sie in der Projektbeschreibung und in der Pressemitteilung der Universität Bayreuth.