Die Auswirkungen von Allergien auf den Körper Husten, Niesanfälle, brennende und tränende Augen, Schnupfen, ein quälender Juckreiz oder Atemprobleme bis hin zu Atemnot – viele Menschen kennen diese Beschwerden. Häufig ist eine Allergie Auslöser der unangenehmen Symptome. Allergien sind in Deutschland weit verbreitet. Das Robert Koch-Institut beziffert die Anzahl der Menschen, die von allergischen Reaktionen betroffen sind, auf rund 30 %. Etwa die Hälfte davon leidet unter Heuschnupfen (allergische Rhinitis). Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem gewissermaßen über: Es stuft körperfremde Stoffe aus der Umwelt – sogenannte Allergene – als gefährlich ein, obwohl sie eigentlich völlig unbedenklich sind. Die Folge: Die körpereigene Immunabwehr bekämpft zum Beispiel harmlose Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben. Allergische Reaktionen treten in verschiedenen Teilen des Körpers auf. Am häufigsten betroffen sind Haut und Schleimhäute (Heuschnupfen, Neurodermitis, allergisches Kontaktekzem, Nesselsucht), die Atemwege (Bronchialasthma) sowie Mundhöhle und Darm (Nahrungsmittelallergie). Allergene sind vielseitig und können auf verschiedenen Wegen zum Menschen gelangen. Sie werden beispielsweise über die Luft verbreitet oder kommen in Nahrungsmitteln, Insektengift, Arzneimitteln oder Kosmetika vor. Zu den Allergenen aus der Luft zählen Pollen, Hausstaub, Schimmelpilze sowie Allergene von (Haus-)tieren. Bei den Insektengiften ist in Mitteleuropa bisher überwiegend die Allergie auf Bienen- und/oder Wespengift von Bedeutung. Weil der Klimawandel unser gesamtes Ökosystem beeinflusst, hat er auch Auswirkungen auf verschiedenste Tier- und Pflanzenarten – und damit auf Allergien. Dabei sind pollenbildende Pflanzen, invasive Arten und Insekten, Milben sowie Pilze von besonderer Bedeutung.
Pollen sind für die in Deutschland häufigste Allergieform verantwortlich – die Pollenallergie. Sie wird durch den Blütenstaub (Pollen) von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide und Wildkräutern ausgelöst. Die Klimaerwärmung führt in Kombination mit gestiegenen CO2-Konzentrationen bei Pflanzen zu früher startenden sowie längeren Blühzeiten. Ein früherer Blühbeginn wurde in den letzten Jahrzehnten zum Beispiel bei Birke, Hasel, Erle und Eiche beobachtet. Eine Verlängerung der Pollensaison wird vor allem für Gräser beobachtet. Die Folge? Die Pollensaison verlängert sich, die Pollen fliegen früher und länger. Der erhöhte CO2-Gehalt wirkt außerdem wie ein natürlicher Dünger: Viele Pflanzen produzieren mehr und größere Pollen, vor allem in städtischen Gebieten. Außerdem sorgt die gestiegene CO2-Konzentration in der Luft zusammen mit Luftschadstoffen wie Ozon und Feinstaub für ein erhöhtes Allergiepotenzial der Pollen. Ein bislang sehr seltenes Phänomen, das Gewitterasthma, entsteht, wenn Pollen und Pilzsporen vor einem Gewitter aufgewirbelt werden und durch elektrostatische Ladung und Luftfeuchtigkeit aufquellen und platzen. Dabei entstehen kleine Fragmente, die tiefer in die Bronchien eindringen und Asthmaanfälle und starke Heuschnupfensymptome auslösen können. Durch den Klimawandel sind häufigere Gewitter zu erwarten, wodurch auch Gewitterasthma vermehrt auftreten kann. Auch Partikel, die durch Waldbrände entstehen oder durch Staubstürme aufgewirbelt werden, können allergische Asthmasymptome verschlimmern.
Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Luftverschmutzung teilweise für den Anstieg an allergischen Atemwegserkrankungen in den letzten Jahrzehnten in industrialisierten Ländern in Verbindung stehen könnte. Das Einatmen von Schadstoffen könnte Entzündungen und eine verstärkte Durchlässigkeit der Schleimhäute auslösen, was möglicherweise zu einem verstärkten Eindringen von Allergenen führt. Es wurde festgestellt, dass Kinder, die frühzeitig Luftverschmutzung ausgesetzt sind, potenziell ein erhöhtes Risiko für allergisches Asthma, Heuschnupfen und Neurodermitis haben können. Derzeit wird angenommen, dass insbesondere durch Feinstaub Allergene eine leichtere Eintrittsmöglichkeit finden und tiefer in die Atemwege gelangen können. Es bedarf jedoch weiterer Forschung, um den genauen Zusammenhang und die Wechselwirkung zwischen Luftverschmutzung und allergischen Atemwegserkrankungen besser zu verstehen.
Die zunehmende Erwärmung, gerade in Kombination mit dem erhöhten CO2-Gehalt als natürlichem Düngeeffekt, verändert nicht nur die Intensität und den Zeitpunkt der Blüte, sondern sorgt auch für eine größere Biomasse. Ähnlich wie Dünger das Wachstum von Pflanzen fördert, führen die Veränderungen des Klimawandels zu einer erhöhten Biomasse von Pflanzen. Der Begriff „Biomasse“ umfasst die Gesamtmenge an Bäumen, Gräsern, Sträuchern und andere Pflanzen, die in diesem bestimmten Bereich vorhanden sind. Die Veränderungen haben auch Auswirkungen auf die räumliche Verteilung von Pflanzenarten. Es wurden bereits Verschiebungen beobachtet, und es wird erwartet, dass sich diese Veränderungen fortsetzen werden. Das bedeutet, dass neue allergene Pflanzenarten und ihre Pollen in Europa auftreten können, wie zum Beispiel die Ambrosia. Durch den Klimawandel werden zudem veränderte Windmuster und stärkere Winde erwartet. Die globale durchschnittliche Windgeschwindigkeit nimmt stetig zu, was sich auf den Pollentransport auswirken kann. Durch diese zunehmenden Windströme könnten möglicherweise auch invasive Pollenarten aus nicht-heimischen Gebieten leichter nach Deutschland gebracht werden, was sich negativ auf Menschen mit Allergien auswirken kann.
Durch den Klimawandel verändert sich das Klima in Nordeuropa. Es wird heißer und trockener im Sommer, die Winter werden milder mit mehr Regen. Dadurch können neue Arten, sowohl solche, die Wärme bevorzugen als auch andere, in diese Regionen gelangen und dort leben. Solche gebietsfremden Arten nennt man auch Neobiota. Das sind Arten, die entweder durch menschliches Handeln oder natürliche Prozesse in Gebiete gelangen, in denen sie normalerweise nicht heimisch sind. Nicht alle gebietsfremden Arten sind jedoch invasiv, also schädlich für die Umwelt. Sie können verschiedene Auswirkungen auf die Natur und unsere Gesundheit haben. Ein Beispiel für eine invasive gebietsfremde Art ist die Ambrosia, eine Pflanze, die durch den Klimawandel begünstigt wird und nun in Nordeuropa vorkommt. Die Ambrosia ist bisher die einzige bekannte Art unter den gebietsfremden Arten, die Allergien auslösen kann, wie zum Beispiel Heuschnupfen. Das allergene Potenzial von Ambrosia ist erheblich. Die Blütenstände produzieren mit bis zu einer Milliarde Pollen eine enorm große Pollenlast. Die Pollen der Ambrosia sind zudem kleiner als Graspollen und können größere Distanzen zurücklegen. Ambrosia blüht im Spätsommer und Herbst, wodurch sich der Zeitraum des Pollenflugs in der Luft fast über das ganze Jahr erstreckt.Die Pollen der Ambrosia sind außerdem aggressiver als der Blütenstaub heimischer Pflanzen und können bei empfindlichen Personen zu starkem Heuschnupfen und Asthma führen. Bei Hautkontakt mit der Pflanze kann ebenfalls eine Kontaktallergie entstehen. Sollten Sie Pflanzen entdecken und unsicher sein, ob es sich um Ambrosia handelt, empfehlen wir Ihnen, sich an das Julius Kühn-Institut zu wenden. Sie können dort ein Bild der Pflanze einsenden.
In der Klimadebatte erlangte der Eichenprozessionsspinner als tierischer Produzent von Allergenen Aufmerksamkeit. Es handelt sich um eine vor allem in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitete Raupe, die langsam nach Norden vordringt. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners tragen Brennhaare. Diese Brennhaare haben Widerhaken und enthalten ein Nesselgift, das eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslöst. Die Brennhaare fallen bei leichter Berührung ab und können vom Wind über weite Strecken getragen werden. Kommen die Brennhaare in Kontakt mit der Haut, kann eine Reizung und/oder allergische Reaktion ausgelöst werden. Diese äußert sich durch einen unangenehmen Juckreiz und Hautentzündungen in Form von insektenstichähnlichen Flecken bis hin zur Nesselsucht. Bei Kontakt mit den Augen kommt es häufig zu einer Bindehautentzündung mit starker Schwellung der Augenlider. Eingeatmete Brennhaare können die oberen Atemwege reizen und – bei entsprechender Vorbelastung – auch zu Atemnot oder im schlimmsten Falle sogar einem allergischen Schock (auch anaphylaktischer Schock) führen. Ein anaphylaktischer Schock ist eine schwere allergische Reaktion des Körpers, die schnell auftritt und lebensbedrohlich sein kann. Ein anaphylaktischer Schock erfordert die sofortige medizinische Aufmerksamkeit und gilt als Notfall. Auch andere Spinner-Arten, zum Beispiel Kiefernprozessionsspinner, Goldafter, Schwammspinner, Schlehenspinner und Wollafter, treten häufiger als in früheren Jahren auf und verursachen ähnliche Probleme. Über die Plattformm eps.melden.app können Sie Funde des Eichenprozessionsspinners melden und sehen, wo es deutschlandweit weitere Funde gab.
Durch den Klimawandel steigt die durchschnittliche Jahrestemperatur immer mehr an. Die zunehmenden Temperaturen begünstigen die Verbreitung von Tieren, die ansonsten in wärmeren Regionen beheimatet sind – dazu zählen auch stechende Insekten. Diese werden in Zukunft ihr Verbreitungsgebiet auf nördliche Gebiete ausdehnen, in denen sie bisher kein Problem darstellten. Die Folge: Es kommt zu immer mehr Kontakten zwischen Menschen und Insekten – womit auch die Anzahl allergischer Reaktionen bei Insektenstichen steigt.
Hausstaubmilben sind wesentliche Quellen von Allergenen, die durch eine Hausstaub- oder Milbenallergie Asthma und allergischen Schnupfen auslösen. Experimentell hat sich gezeigt, dass Hausstaubmilben sehr empfindlich auf Veränderungen der Mikroumgebung reagieren. Daher könnten globale oder regionale Veränderungen der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit, der Luftverschmutzung oder anderer Umweltbedingungen das natürliche Wachstum, das Überleben und die Allergenproduktion von Hausstaubmilben verändern. Hausstaubmilben brauchen zur Vermehrung Temperaturen über 15° C und eine Luftfeuchtigkeit über 50 Prozent. Untersuchungen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Hausstaubmilben gibt es bisher nicht – allerdings ist ein gewisser Zusammenhang zwischen der zunehmenden Temperatur und Hausstaubmilben nicht auszuschließen.
Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Verbreitung und das Wachstum von Pilzen sowie auf die Menge und Verteilung von Pilzsporen. Eine der Hauptauswirkungen des Klimawandels ist die Veränderung von Temperaturen und Niederschlagsmustern. Diese Veränderungen können das Wachstum von Pilzen beeinflussen. Extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Hochwasser verstärken die Verbreitung von Pilzsporen, insbesondere von Schimmelpilzen. Durch den Klimawandel treten solche Ereignisse vermehrt auf. Die Rußrindenkrankheit an Bäumen wird sich aufgrund des fortschreitenden Klimawandels in Zukunft immer weiter ausbreiten – ausgelöst durch einen Schimmelpilz. Dieser bevorzugt heiße Sommer und durch Trockenheit geschwächte Wirtsbäume. Für gesunde Waldspaziergängerinnen und -spaziergänger oder Pilzsammlerinnen und -sammler besteht in der Regel keine Gefahr für die Gesundheit. Personen hingegen, die engeren Kontakt zu befallenen Bäumen haben, wie beispielsweise Waldarbeiterinnen oder -arbeiter, sollten darauf achten, das Einatmen von Pilzsporen zu vermeiden. Es ist wichtig zu beachten, dass der Einfluss des Klimawandels auf Pilzsporen und Pilzwachstum komplex ist und von vielen Faktoren abhängt. Es gibt noch viel Forschungsbedarf, um die genauen Auswirkungen des Klimawandels auf Pilze und ihre Sporen besser zu verstehen.